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Können wir CO2 begraben?

Reading time: 3 min

Was wäre, wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels abmildern könnten, indem wir Treibhausgase an ihrer Quelle einfangen und sie unterirdisch einlagern, damit sie nicht in die Atmosphäre gelangen? Das ist tatsächlich möglich, und zwar mit einer Technologie namens Carbon Capture and Storage (CCS). Olivier Point, Geowissenschaftler und Senior Project Manager für CCS Solutions bei OMV, erklärt, wie die Methode funktioniert und welche Rolle sie bei der Energiewende spielt.

"Vereinfacht gesagt, besteht das Konzept von Carbon Capture and Storage darin, CO2 in der Gasphase abzuscheiden, es zu verflüssigen, zu transportieren und in ein Reservoir im Boden zu injizieren, wo es sicher und dauerhaft gelagert werden kann", sagt Olivier Point. Schauen wir uns die einzelnen Schritte genauer an.

Schritt 1: Wie wird CO2 eingefangen? 

"Die Abscheidung erfolgt in der so genannten Nachverbrennung (Post-Combustion-Phase) und wird bereits seit Jahrzehnten in Raffinerien auf der ganzen Welt durchgeführt", erklärt Olivier Point. Dabei kommen chemische Verbindungen, so genannte Amine, zum Einsatz, die CO2 in einer chemischen Reaktion an sich binden und es später in einem Umkehrprozess wieder freisetzen. Die Amine können anschließend wiederverwendet werden", so Olivier. 

Phase 2: Wie verflüssigt man CO2?

Das abgeschiedene CO2 wird verflüssigt, indem es auf eine bestimmte Temperatur und einen bestimmten Druck gebracht wird, außerdem wird es dehydriert. "Für Carbon Capture and Storage brauchen wir eine Abscheidungs- und Verarbeitungsanlage in der Nähe der CO2 ausstoßenden Anlage", sagt Olivier. Anschließend wird es über eine Pipeline zu einer Verflüssigungsanlage transportiert, wo es für den Weitertransport zu einem Lagerort vorbereitet wird. "In den letzten Jahren sind neue Geschäftsmodelle entstanden und Unternehmen und Branchen, die viel CO2 ausstoßen, schließen sich in effizienten Hubs zusammen, um die Infrastruktur für die Abscheidung und Verarbeitung von CO2 gemeinsam zu nutzen", sagt Olivier.

Phase 3: Wie transportiert man CO2?

Nach der Abscheidung, Sammlung und Aufbereitung von CO2 kann das es auf diversen Wegen transportiert werden, die wir für den Transport von flüssigen Gasen kennen: Lastwägen, Züge,  Schiffe oder Pipelines. "CO2 unterscheidet sich nicht von anderen Flüssiggas wie Ammoniak oder LNG. Einmal verflüssigt, kann es über große Entfernungen transportiert werden", erklärt Olivier.

Phase 4: Wie und wo wird CO2 gelagert?

"Wenn das CO2 injiziert wird, befindet es sich in der so genannten "Dichte Phase“, das heißt, es hat die Viskosität eines Gases und die Dichte einer Flüssigkeit", erklärt Olivier. Experten wie er machen sich auf die Suche nach Lagerstätten, um das CO2 sicher, dauerhaft und kostengünstig zu speichern. Derzeit befinden sich die meisten unterirdischen Lagerstätten in der Nordsee und werden von Großbritannien, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden evaluiert. Das CO2 wird in einer Tiefe von 800 bis 2.000 Metern unter der Oberfläche in versiegeltem Gestein gespeichert.

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Die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff – Carbon Capture and Storage (CCS) –  ist eine Notwendigkeit, keine Option. Das Szenario für nachhaltige Entwicklung der Internationalen Energieagentur sieht vor, dass CCS 15 % der kumulativen Emissionsreduzierung ausmacht, das sind 7,5 Milliarden Tonnen pro Jahr bis 2050.”
Olivier Point, geoscientist and senior project manager bei CCS Solutions, OMV

Warum ist die Carbon Capture and Storage eine wichtige Technologie?

Das Netto-Null-Szenario der Internationalen Energieagentur sieht vor, dass CCS 15 % der Emissionsreduzierung ausmacht, das sind 7,5 Milliarden Tonnen pro Jahr bis 2050. Für Olivier ist die Einführung dieser Technologie unumgänglich. "Einerseits können wir nicht von heute auf morgen auf fossile Brennstoffe verzichten, weil der Energiebedarf steigt. Ziel 7 der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung fordert eine erschwingliche, zuverlässige und nachhaltige Energiequelle für alle. Wir brauchen also während der Energiewende weiterhin fossile Brennstoffe. Andererseits gibt es auch andere Industrien, die viel CO2 ausstoßen, wie die Zementindustrie und die Stahlindustrie. Wir brauchen also Lösungen, um diese Emissionen in den Griff zu bekommen, und Carbon Capture and Storage ist eine gute Option."

Auf die Frage, ob CCS eine falsche Hoffnung sei, weil zu kapitalintensiv, entgegnet Oliver: "Es ist keineswegs eine Sackgasse. Wie die meisten anderen erneuerbaren Energien ist die Technologie sehr kapitalintensiv, das ist eine Tatsache. Aber wir müssen verstehen, dass CCS eine Notwendigkeit ist und keine Option. Regierungen ermöglichen außerdem durch ihre Investitionspolitik innovative und technologische Fortschritte. Alle haben Netto-Null-Ziele, und CCS ist für die Erreichung dieser Ziele unerlässlich.“

Oliver Point war Gast beim OMV Podcast „Rethinking Resources“, und sprach ebenfalls über CCS. Sehen Sie sich hier die gesamte Folge an:

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