Mit Volldampf Kosten und CO2 reduzieren
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Wenn unsere Anlagen so effizient wie möglich arbeiten, sparen wir nicht nur Kosten, sondern auch CO2 - ganz konkret etwa 60.000 Tonnen jährlich durch die Modernisierung der Dampfturbinen in der Raffinerie Schwechat. Wie so ein großes Energieeffizienzprojekt abläuft, was es mit Schaufeln zu tun hat und welchen persönlichen Zugang sie zum Thema haben, verraten uns OMV Projektleiter Christian Steinbrugger und Siemens-Projektleiter Florian Pessl.
„Ich wollte immer schon aus jeder Sache das Maximum herausholen“, erklärt Christian Steinbrugger die Faszination für seinen Job als Projektleiter. Bei seinem aktuellen Projekt war das nicht anders. Im Zuge der planmäßigen Überprüfung einer Dampfturbine in der Raffinerie Schwechat wurde auch gleich eine technische Neuerung vorgenommen: Speziell geformte Turbinenschaufeln erhöhen den Wirkungsgrad und sparen damit jährlich nicht nur Dampf und damit Kosten, sondern auch CO2. Konkret 20.000 Tonnen pro Jahr pro Turbine. Insgesamt werden bis 2021 drei Turbinen modernisiert, sodass sich die CO2 Einsparungen auf 60.000 Tonnen pro Jahr belaufen werden. Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausstoß von etwa 8 Tonnen im Jahr entspricht dies etwa den CO2-Emissionen von 7.500 Menschen in Österreich.
Wir haben in der Raffinerie Schwechat eine lange Tradition in Sachen Energieeffizienz. Das Beispiel Dampfturbinenrevision zeigt, wie wir unsere Anlagen effizienter und gleichzeitig klimafreundlicher machen können. Das eine schließt das andere nicht aus, ganz im Gegenteil.
Christian Steinbrugger, Projektleiter Dampfturbinenrevision, OMV Raffinerie Schwechat
Eine Investition, die sich doppelt lohnt
„2019 stand eine standardmäßige Revision der Dampfturbine 6 im Heizkraftwerk 1 am Plan, das ist etwa so, wie wenn ein Auto regelmäßig zum Pickerl muss“, beschreibt OMV Projektleiter Christian Steinbrugger den Prozess. „Das ist ein groß angelegtes Projekt, das über Monate läuft: die Turbinen werden ausgebaut, in ihre Einzelteile zerlegt, ins Werk geschickt, überprüft, in die Raffinerie zurück gebracht und dort wieder zusammengebaut. Deshalb nutzen wir solche Gelegenheiten gerne, um nach Möglichkeiten zu suchen, die Anlagen zu optimieren.“ So wurde das Maßnahmenpaket erweitert und Projektpartner Siemens gebeten, eine neue und effizientere Technologie mitanzubieten. Die von Siemens vorgeschlagene Neubeschaufelung steigert den Wirkungsgrad der Turbine auf über 80 Prozent. Und ein höherer Wirkungsgrad bedeutet Einsparungen bei Energie und CO2. Dieses „Upgrade“ führte zu einer höheren Investitionssumme, doch die Mehrinvestition rechnet sich rasch, und zwar nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht. „Vor allem der Umweltaspekt hat zur Entscheidung geführt, denn der ist nicht nur in den Unternehmenszielen, sondern auch in unseren Köpfen verankert“, so Christian Steinbrugger, der übrigens schon bei vielen innovativen Projekten im Konzern seine Expertise als gelernter Umwelttechniker einbringen konnte.
Energieerzeugung auf dem modernsten Stand der Technik
Für Florian Pessl, Projektleiter bei Siemens Energy Austria, ist es bereits das dritte Projekt, das er mit Christian Steinbrugger und seinem Team abwickelt. „Die moderne Dampfturbinentechnik ist für Siemens ein Spezialgebiet und wir können hier sehr gut unser einzigartiges Know-how einsetzen“, beschreibt Florian Pessl das Projekt. In der Turbine treibt Dampf über die Turbinenschaufeln Rotoren an, die mit einem Generator verbunden sind und so Strom erzeugen. Die moderne Geometrie der neuen Turbinenschaufeln und Modifikationen im Dampfströmungskanal sorgen für eine größere Energieausbeute. Florian Pessl kann sich für solche Details der Energieerzeugung begeistern - und für Ressourcenschonung: „Auch im Privatbereich bin ich bestrebt, Dinge eher zu reparieren als zu ersetzen. Das Tolle an meinem Job ist, dass Projekte in diesem Umfang nicht alltäglich und für uns eine spannende Herausforderung sind.“
Die moderne Dampfturbinentechnik ist für Siemens ein Spezialgebiet und wir können hier sehr gut unser einzigartiges Know-how einsetzen.
Florian Pessl, Projektleiter Dampfturbinenrevision, Siemens Energy Austria
Das Unmögliche möglich machen
Apropos Herausforderung: Obwohl die Zusammenarbeit vom Abbau der 32 Tonnen schweren Turbine und dem Abtransport der Teile in zwei verschiedene Siemenswerke in Deutschland und Polen bis hin zum Probebetrieb reibungslos lief, gab es bei der Inbetriebnahme vor Ort eine technische Hürde. Als das erste Mal Dampf die neuen Schaufeln antreiben sollte, waren die Techniker mit einem undichten Schnellschlussventil konfrontiert. Die flexible Lösung: Innerhalb von zwei Tagen hat Siemens den fehlerhaften Dichtungsring nachproduziert und noch am Wochenende aus Deutschland geliefert. „Mir ist zwar bewusst, dass aus technischer Sicht mehr als 100% unmöglich sind, aber an dieser Stelle muss ich wirklich sagen: Da hat unser Team mehr als 100% gegeben“, schmunzelt Florian Pessl.
Klimaneutrale Produktion bis spätestens 2050
Das Revisionsprogramm in Schwechat ist ein gutes Beispiel dafür, wie die OMV durch Innovation ihre Anlagen kontinuierlich effizienter und dabei klimafreundlicher macht. Bis spätestens 2050 sollen alle OMV Anlagen CO2-neutral betrieben werden. Dass die OMV beim Erreichen dieser Ziele unter anderem auf Energieeffizienz setzt, kommt nicht von ungefähr: Auch die Internationale Energie Agentur IEA berechnet in ihrem Sustainable Development Szenario, dass neben Erneuerbaren Energien und dem Umstieg auf CO2-ärmere Treibstoffe vor allem auch Energieeffizienzmaßnahmen eine wesentliche Säule für das Erreichen der Klimaziele sind. In Sachen Energieeffizienz gehören die OMV Raffinerien übrigens seit Jahren zu den Branchenbesten, wie Branchenbenchmarks belegen. Und mit zukunftsweisenden Projekten wie energieeffizienten Dampfturbinen wollen wir das auch weiterhin bleiben.